Unsere allererste Motorradtour
Reisebericht von Berndi:
ja, das waren noch Zeiten. Da waren wir noch jung. Und beweglich. Auch geistig. Und nicht so senile, in selbstmitleid zerfließende Säcke, die wir jetzt sind und uns an den alten Zeiten hoch ziehen, anstatt einfach mal was auf die Beine zu stellen!!! So genug abgekotzt. Weiter zum Aufsatz, oder zu dem, an was ich mich nach all den Jahren noch erinnern kann.
Wir waren 18 und es war Sommer. Klaus hatte eine Yamaha XS 400 und ich eine Honda CB 200. Coole Mopeds. Doch für die ganze Zeit bloß an den Baggersee und Kneipe, sind diese reinrassigen Sport- und Tourengeräte, Höhepunkte japanischer Ingenieurkunst, einfach nicht gemacht worden. Das hieße, Perlen vor die Säue werfen, Matthäus Kap. 7, Vers 6. Und wer will das schon? Wir ganz gewiss nicht. Also beschlossen wir, Klaus, Stefan und Ich (Bernd), wie kanns auch anders sein, bei einem Garagenbier, nach Saint Tropez zu cruisen. Stefan bei der XS hinten drauf.
Wenn man ein Ziel erst mal definiert hat, dann ist der Rest nur noch Makulatur. Makulatur? Hä?? Da wir Lehrlinge waren, waren unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt. Aber zu was hat man Fantasie? Als Regenstiefel dienten uns Plastiktüten. Fahrradsatteltaschen ersetzten die Koffer. Die alte Kühltsche, das Topkäs. Beim Hein Gericke in Stuttgart wurde ich, als ich einen Regenkombi kaufte und erzählte, dass ich mit der CB 200 vor dem Laden, nach Süd-Frankreich fahren wollte, einfach ausgelacht. Von alten Säcken natürlich, mit ohne Fantasie. Deppen, die. Winterstiefel dienten als Motorradstiefel. Dass die Kette an der CB leicht durchhängte, störte in keinster Weise. Improvisation auf der ganzen Linie.
Die Fahrt führte uns über St. Moritz in den Süden. Auf dem Weg dort hin überholten wir eine Gruppe jugendlicher Mopedfahrer, auch auf dem Weg nach Süden. Immer wenn wir anhielten, Essen, trinken,
Fotos, tanken, pinkeln,
überholten uns die Mopedfahrer. Sie hatten also den gleichen Reiseschnitt wie wir mit unseren richtigen Motorrädern. Rasersäue, lebensverachtende.
Wir suchten unseren Übernachtungsplatz, nach einer langen Tagesetappe, im Dunkeln. Wie sich beim Aufstehen herausstellte, haben wir auf einer Müllkippe genächtigt. Ein anderes Mal, in einem sumpfigen Pappelwald, in dem die Wölfe die ganze Nacht durch den Mond anheulten. Gruslig......
Furkapass, Hautes Alpes. Dann die Route Napoleon. Sowas schön zu fahrendes hatten wir vorher noch nie gesehen. Die Landschaft, die Straßen, die Hitze. Einfach ganz großes Kino. Dann schlossen wir auf ein Cabriolet auf. Du glaubst es nicht, es saßen drei hübsche junge Französinnen drin und winkten uns permanent (immer) zu. Mit einem Bananenbreiten Grinsen im Gesicht, primatenhaft sabbernd, Gas am Anschlag, den Mädels hinterher gejagt. Als dann zwei von ihnen noch ihr Hemdchen hochzogen und uns ihre wohlgeformten Möpfkjkjrfeorjfkljfkjfjfkkdköljeutrwzräqmngtiowtogohjgipoüwömv. Oh Mann, die Hitze in Südfrankreich.
So. Das war unsere erste Reise mit dem Motorrad. An den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Alter, du weißt.
Bernd
Mein Gedächtnis kommt wieder. Ganz verschwommen kann ich was sehen. Ja, den Hafen von Monaco. Wir hofften nämlich, von Prinzessin Caroline zu Käffchen eingeladen zu werden. Inspiriert vom Udo Lindenberg Lied: Im Sakko nach Monaco, mit Caroline auf der Maschine..........Klaus hatte ja Stefan schon hinten drauf. Ich lach mich schlapp!!
Aber irgendwie hat uns Caro dann doch versetzt. Wahrscheinlich hat ihr Vater Zoff gemacht, als er erfuhr, wen sie einladen wollte. Wenn ich mir dann so ihre zukünftigen Beziehungen so anschaue, hätte sie mit mir gar keinen soo schlechten Fang gemacht. Tja, Pech Caro. Selawie.
Aber wir wollten ja nach St. Tropez. Wo die Schönen und Reichen sich ein Stelldichein geben. Da passen wir doch optimal hin, schön sind wir ja schon. Auf dem Weg dort hin, machten wir nochmal kurz Rast, um unsere letzten Wurstdosen nieder zu machen. Du glaubst es nicht, es war so heiß dort, dass die Wurst in den Dosen flüssig war. Brontal, aber wahr.
So richtig einmarschiert sind wir dann auf dem hießigen Campingplatz in St.Trop. Mit Stolz geschwellter Brust. Allerdings hat uns der Platzwart gleich mal gezeigt, wo wir kleinen Deutschen, hier im Süden der Grande Nation, wirklich hingehören. Ein exponiertes Plätzchen, auf einer baum- und auch sonst vegetationslosen Anhöhe, in der prallen südfranzösischen Sonne. Als Nachbarn, irgendwelche laut radiohörenden, kulturlosen Barbaren. Mon Dieu!
Die "Superhelden"
Wir haben unsere Zeit in St.T. trotzdem so richtig genossen. Wir waren am Nobelstrand, direkt vor Ort.
Wir haben ein Bier getrunken und eine Pizza gegessen. Dann war unser Geld alle. Wir mussen St. wieder verlassen. Was wo anders eine gute Woche gereicht hätte, hier in S. war nach ca. einem Tag Ebbe in der Kasse. Aber wir hatten genug gesehen und waren durstig nach neuen Taten. Wer will schon in S alt werden? S hat sich uns nicht würdig erwiesen.
Mit röhrenden Motoren ließen wir s hinter uns und brausten durch die lila duftenden Lavendelfelder in der Provence. Ich hab den Geruch heute noch in der Nase. Ein schönes Stück Gottes Erde. Wir ballerten noch ein paar Tage durch die Berge Frankreichs und der Schweiz. Dampfende Ovomaltine am Furkapass.
Übernachtet auf einer Bank in einer schweizer Autobahnraststätt. Da haben die Bus-Touris aber geglotzt.
Igendwann kamen wir vom Regen triefend, zu Hause an. Die durchhängende Kette der CB hatte den Boden der Satteltaschen durchgescheuert. Beim Fahren in kurzen Hosen hab ich mir die Kniekehle verbrannt und konnte deshalb mein Knie nicht mehr bewegen .
Der Kupplungszug war in den Alpen gerissen. Jeder Ampelstopp geriet zur Zitterpartie.
Es war eine absolut super Fahrt.
Bernd